Wilhelm-Busch-Viertel e.V.
Wilhelm-Busch-Viertel e.V.

Unser Viertel im Wandel der Zeit

von Marianne Grewe-Wacker

Das lebenswerte Viertel liegt im Osten von Bremen. Es wird begrenzt durch die Neue-Vahr-Süd, durch Kleingärten von Blockdiek, durch das Bremer Mercedes-Benz Werk und durch die Galopprennbahn. Verwaltungsmäßig gehört das Wilhelm-Busch-Viertel zum Ortsteil Sebaldsbrück und zum Stadtteil Hemelingen. Die Verwaltungsgrenze bildet der Verbindungsgraben zum Achterkampsfleet als historische Gemarkungsgrenze

Die Statistik

Auf rund 43 ha Fläche wohnen rund 1.500 Personen in über 700 Privathaushalten in über 560 Wohngebäuden. Man lebt ganz überwiegend in freistehenden Einfamilienhäusern. Vereinzelt und am südlichen Rand zur Ludwig-Roselius-Allee findet man auch Doppelhäuser. Das Privateigentum zum Teil auch in Form von Erbbaurechten ist bis auf wenige Ausnahmen üblich.

Von den über 700 Privathaushalten haben 125 Haushalte Kinder unter 18 Jahre. 3,5% der 1.500 dort lebenden Personen sind Kinder unter 6 Jahre. 28% sind 65 Jahre und älter und 9,5% 80 Jahre und älter.

Rund 27% der im Viertel lebenden Personen hatten in 2015 einen Migrationshintergrund. Das waren rd. 6% weniger als in der Stadt Bremen. Sie setzten sich aus Ausländern, Aussiedlern, Bevölkerung mit türkischem Migrationshintergrund, aus türkischer Bevölkerung und Bevölkerung aus den GUS-Staaten zusammen. In jüngster Zeit sind - wie in ganz Bremen - noch Geflüchtete aus der Ukraine hinzugekommen.

 

Anmerkung

Das Statistische Landesamt hat in seiner Datenbank „Bremer Baublöcke“ kleinräumige Daten bis 2016 gespeichert. Ein Baublock wird in der Regel von Straßen oder auch natürlichen Gegebenheiten umgrenzt. Aus den Baublöcken lassen sich die Daten fürs Wilhelm-Busch-Viertel ablesen bzw. errechnen. Das ist zwar nicht der aktuelle Stand aber doch aufschlussreich und bezüglich der Strukturen großenteils immer noch zutreffend.

Die Erschließung

Das Wilhelm-Busch-Viertel wird von der Straße Hinter dem Rennplatz aus über den Hans-Huckebein-Weg, den Schneider-Böck-Weg und den Witwe-Bolte-Weg erschlossen. Von der Ludwig-Roselius-Allee gelangt man über den Wilhelm-Busch-Weg ins Viertel. Für die inneren Verbindungen sind noch der Bauer-Mecke-Weg und der Lehrer-Lämpel-Weg von Bedeutung. Kleinere Querstraßen stellen weitere Verbindungen her, so dass man viele Möglichkeiten hat, „um den Block“ zu gehen oder zu fahren. Für Fahrradfahrer gibt es attraktive Wegeverbindungen im Viertel selbst, entlang der Galopprennbahn Richtung Westen, entlang der kleinen Wümme am Achterdiek Richtung Norden und Süden und zur internen Querung von der Ludwig-Roselius-Allee Richtung Neue-Vahr-Süd entlang des Achterkampsfleets. Die Grundschulkinder können die Schule an der Witzlebenstraße in der Neuen-Vahr-Süd über eine Brücke, die über den Verbindungsgraben Achterkampsfleet (zwischen Kleiner Wümme und Achterkampsfleet) geht, sicher und mit wenig Verkehr erreichen. Zentrale BSAG-Haltestelle ist die Haltestelle „Wilhelm-Busch-Weg“, die von den Buslinien 29 und 25 angefahren wird. Weitere Haltestellen dieser Linien für das Viertel sind „Im Holterfeld“ und „Hermann Koenen-Straße“. Mit der Linie 25 gelangt man direkt zum Bremer Hauptbahnhof und in die City.

Die Bebauung

Das Wilhelm-Busch-Viertel ist ein über mehr als 70 Jahre hinweg gewachsenes Viertel. So findet man heute noch vornehmlich typische Einfamilienhäuser aus den 1950er, 1960er, 1970er,1980er, 1990er und den Jahren nach der Jahrtausendwende. Auf einigen Grundstücken leben Großeltern, Eltern, Kinder und gelegentlich auch Kindeskinder inzwischen in mehreren Häusern auf einem vormals als Gemüsegarten genutzten Landstück. Andere Familien haben zum Verkauf anstehende Grundstücke erworben, um ihren Mitgliedern das Wohnen in der Nähe zu ermöglichen. Es wurden auch kleinere Häuser aus den frühen Jahren abgerissen und durch großzügige Villen ersetzt oder große Grundstücke geteilt und dichter bebaut. So sind die Wohnungen im Wilhelm-Busch-Viertel je nach Lage baublockbezogen im Schnitt zwischen 77 und 131 qm groß  (Stand 2011), während es in der Stadt Bremen im Durchschnitt 80,9 qm sind.

Die Geschichte und wie es zu seinem Namen kam

Das Wilhelm-Busch-Viertel entstand bereits vor dem Zweiten Weltkrieg als Parzellengebiet. Die ehemaligen Parzellenhäuschen verfügten über keinen Wasser- und Abwasseranschluss und wurden daher nicht fürs dauerhafte Wohnen freigegeben. Doch nach dem zweiten Weltkrieg wurde auch hier infolge der großen Wohnungsnot behelfsmäßig gewohnt. Denn zwei Drittel des Wohnungsbestandes von 1939 waren in Bremen zerstört worden. Der Zuzug nach Bremen war über Jahre verboten, um mit dem Notstand fertig zu werden. Bürgermeister Wilhelm Kaisen rief 1945 die Bürgerinnen und Bürger in jeder Hinsicht zur Selbsthilfe auf. Mit dem „Kaisen-Erlass“ vom 1. August 1945 wurde das Wohnen und Leben auf den Parzellen in Bremen erlaubt. Die Gartenlauben konnten somit in Eigeninitiativ für eine provisorische Wohnnutzung in Form von Behelfsheimen ausgebaut werden

Der Kleingärtnerverein Sebaldsbrück e.V. von 1911 hatte ein Gebiet von rund 14 Hektar des westlich des Achterkampsfleets bis an die Galopprennbahn reichend und die Straße Am Rennplatz zur Hälfte einbeziehend als Ersatzfläche für seine Parzellen an der Vahrer-Straße als Pachtland erhalten. Das Pachtland und seine Parzellen konnten nach dem „Kaisen-Erlass“ nicht nur zur Versorgung mit Obst und Gemüse und zur Kleintierhaltung sondern auch zum dauerhaften Wohnen genutzt werden. Später, in 1958, wurde dieses Gebiet sowie eine Fläche von 5.124 Quadratmetern im Eigentum des Bremer Rennvereins von einer städtischen Gesellschaft, der Bremischen Gesellschaft zur Förderung des Wohnungsbaus mbH, erworben mit dem Ziel, über Erbbau-Heimstättenverträge das Baugeschehen zu fördern.

„Dauerkleingarten-Gelände Hinter dem Rennplatz“ vor 1950

(in dunkelgrün) des Keingärtnervereins Sebaldsbrück e.V.

 

Quelle: Staatsarchiv

Ausschnitt Gebiet Kleingärtnerverein Sebaldsbrück e.V.

Im Januar 1949 wurde der „Kaisen-Erlass“ aufgehoben. Diejenigen, die sich angesiedelt hatten, wurden „geduldet“. Es wurde aber vor allem an den Wochenenden „schwarz“ weiter gebaut, zumal durch den Zuzug nach Bremen, durch die Rückkehr von Evakuierten und durch die Geflüchteten aus den deutschen Ostgebieten weiterer Wohnraumbedarf entstand, der auch im Gebiet „Hinter dem Rennplatz“ zu decken war.

Im Mai 1949 wurde eine weitere Parzellengemeinschaft, die „Parzellen-Gemeinschaft „„Selbsthilfe““ e.V. Bremen-Vahr (hinter der Rennbahn)“, ins Vereinsregister eingetragen. Dieser Verein hatte die Flächen von rund 35 Hektar östlich des Achterkampsfleets bis zum Achterdiek und südlich des Verbindungrabens Achterkampsfleet von den Schütte-Erben nach der Währungsreform in 1948 angekauft und als Kleingärten einschließlich Anteilen an Flurstücken für die Wege an Privateigentümer weiterverkauft. Kaufvoraussetzung war die Vereinsmitgliedschaft. Die Mitglieder wandelten die zum Teil sumpfigen Marschwiesen zu blühenden Kleingärten mit Behelfsheimen und Ställen für die Kleintierhaltung um.

Quelle: Unterlage von Günter Haertel

1954 verhängte die Baubehörde einen Baustopp für das Viertel „Hinter dem Rennplatz“ – wie es damals hieß. Begründet wurde dies mit Bedenken wegen der hygienischen Verhältnisse. Die Behelfsheime verfügten über keinen Wasseranschluss, so dass man Grundwasserpumpen schlagen und das hygienisch nicht einwandfreie Grundwasser filtern und abkochen musste. Die WCs waren “Plumpsklos“ mit einer Grube, deren Inhalt als Dünger auf dem Grundstück eingesetzt wurde. Die Grundstücke waren entsprechend groß gehalten. Statt Strom gab es Petroleumleuchten.

Die Empörung über den behördlich verhängten Baustopp war groß. Manch einer machte einen Vorstoß bei der Baubehörde, beim zuständigen Senator oder gar beim Bürgermeister, um dieses Verbot zu umgehen oder aufzuweichen. In der Folge wurden ab 1956 mit Bezug auf den „Flächennutzungsplan 1957“und im Vorgriff auf einen in der Aufstellung befindlichen Bebauungsplan Baugenehmigungen erteilt. Dieser Bebauungsplan regelte unter anderem das Wegenetz neu. Auf seiner Entwurfsgrundlage erhielten bis auf den schon so benannten Wilhelm-Busch-Weg die alten und neuen Wege ab 1956 neue Namen - alle nach den Figuren von Wilhelm-Busch - die Geburtsstunde für die heutige Bezeichnung des Wilhelm-Busch-Viertels.

Am 5. Februar 1958 beschloss die Bremische Bürgerschaft den Bebauungsplan und erklärte damit das Gebiet „Hinter dem Rennplatz“ zum Gartenheimgebiet. Diese Gebietskategorie erlaubte es, ein Wohnhaus in einem Garten zu errichten, der für den Anbau von Gemüse zur Selbstversorgung und für die Kleintierhaltung genutzt wurde. Das einstige Kleingarten- bzw. Parzellengebiet wurde damit zum offiziellen Wohngebiet umgewidmet. Dies zog für  die Stadt in der Folge das Erfordernis zu  aufwendige Erschließungen für Straßen und Wege sowie für die Anbindung ans öffentliche Wasser- und Abwassersetz nach sich. Nach der Erschließung mit Kanal konnten die großen Grundstücke geteilt und die Anzahl der Baugrundstücke erhöht werden. Auch musste man aufgrund der neuen planungsrechtlichen Festsetzung nicht mehr Mitglied im Kleingartenverein sein, um ein Grundstück im Gartenheimgebiet zu erwerben. Das brachte andere Bevölkerungskreise ins Viertel. Die beiden Kleingartenvereine, ohne die die Entwicklung gar nicht möglich gewesen wäre, passten sich der neuen Situation an und schlossen sich am 20. Januar 1963 zur „Gartenheimer Gemeinschaft Selbsthilfe e.V. in Bremen Hinter dem Rennplatz“ zusammen.

 

In den 1960er Jahren verlor die Selbsthilfe zunehmend an Bedeutung, so dass sich der Verein im Februar 1970 in „Gartenheimer - Gemeinschaft Wilhelm Busch e.V. in Bremen Hinter dem Rennplatz“ umbenannte. Nicht nur die Straßen und Wege waren jetzt nach Figuren von Wilhelm Busch benannt sondern auch der im Viertel wirkende Verein trug den Dichter „Wilhelm Busch“ in seinem Namen. Im Oktober 2007 erfolgte eine weitere Vereinsumbenennung zum „Wilhelm-Busch-Viertel e.V.“ mit dem den aktuellen Verhältnissen angepassten Vereinszweck Förderung des Gemeinschaftsgedankens und Pflege der Geselligkeit, Erhalt und Ausbau des besonderen Charakters des Viertels.

Die Bezeichnung „Wilhelm-Busch-Viertel“ ist heute nicht mehr für das Viertel wegzudenken. Sie ist sein Markenzeichen als lebens- und liebenswertes Wohnviertel und weithin bekannt.

Quellen:

 

  • Vereinssatzungen
  • an die Mitglieder versandte Unterlagen des Wilhelm-Busch-Viertel e.V.
  • Kirsten Tiedemann, Bremens Kaisenhäuser – Mehr als ein Dach über dem Kopf, Bremer Zentrum für Baukultur, Band 16
  • Karl Marten Barfuß u.a., Geschichte der Freien Hansestadt von 1945 bis 2005, Band 2, Bremen 2010

Aktuelles

Maifest 2024

findet am 4. Mai ab 17 Uhr statt.

Infos gibt es hier.

Ausflug 2024

findet am 7. September statt.

Bitte bis 8. Mai anmelden.

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